Da waren Sie wieder. Diese winzigen, mickrigen Kreaturen, kaum besser als Mikroben. Sie hatten meine Kammern erreicht und versammelten sich vor mir. Interessant. Das hatte die Bedeutung von zwei Dingen. Erstens waren die Gefolgsleute der Königin aus den oberen Stockwerken tot und es war nun an mir diese Wesen zu vernichten. Andererseits musste ich meine Brut beschützen. Die Brut der Königin. Nun einem Wesen mit meinem überlegenen Intellekt, sollte es nicht allzu schwer fallen eine vernünftige Gegenstrategie zu entwerfen, mit der ich diese Eindringlinge aus dem Palast kehren konnte, wie der Schmutz, der sie waren. Ich überlegte mir gewisse Szenarien und alternative Entscheidungsbäume bauten sich vor meinem Auge auf. Es dauerte nicht lange, um die vielen hundert Möglichkeiten erst auf ein Dutzend und dann auf zwei herunterzurechnen. Am erfolgversprechendsten schien es mir die mich angreifenden Wesen zu paralysieren. Dies konnte ich mit meiner Fähigkeit „Desensibilisierender Stich“. Hätte ich die Nahkämpfer erst einmal ein paar Mal gestochen, würden sie nicht mehr lange am Kampf teilnehmen können. Dann würde ich ein paar Zoatroiden herbeirufen und sie mit „Chaotischem Wuchs“ ermächtigen. Niemand würde meinen Kindern dann noch standhalten können. Allerdings durfte ich mir meiner Sache nicht zu sicher sein. Die bisherigen Gefolgsleute meiner Königin waren nicht dumm noch schwach. Ich musste die Möglichkeit eines Fehlschlages mit einkalkulieren. Also würde ich mich in die Nagakammer zurückziehen und mit Hilfe meiner Nagaverbündeten die Vernichtung der Eindringlinge sicherstellen.
Was taten diese Wesen da. Sie nahmen Nahrung zu sich und auch Fläschchen. Und komische grüne Steine. Sehr ominös. Nun denn. Ich schüttelte meine langen und wunderschönen Tentakel aus. Dann blickte ich die Frevler, die Kindermörder und boshaften Schlächter an, welche in die Brutstätte, das allerheiligste des Ewigen Palastes, eingedrungen waren. Ich kannte sie, konnte ich doch ihre Namen lesen. Ihre Identität und ihr Charakter trieben wie Kork auf Wasser an der Oberfläche ihres Bewusstseins. Da war er, der größte von Ihnen, Sasinchen war sein Name und Tanken seine Bestimmung. Da war er, das Bärchen Nanao, nie sicher, was er sein wollte, nie sicher, was er tun wollte. Lahja die Druidin und Heilerin mit ganzem Herzen. Paradraky, voller Mut und mit der Charakterschwäche der Überheblichkeit geschlagen. Hotnetfix, ein Baum von solchem Wuchs und solcher Kraft, dass man es kaum glauben konnte, und dann noch Teva, ein Priester, ins Gebet vertieft. Ihr ganzes Streben war dem Heilen gewidmet.
Andramus der Magier und Anführer. Ruyven, ein Zwerg, welcher über die Macht gebot, Tiere zu kontrollieren. Kassandra, eine Hexe, Gebieterin des Höllenfeuers und Dialektikus Meister des Nethers. Dann war da noch Livh, ihrem alten Schwur folgend, das Böse zu bekämpfen und Enthar, dessen Heckenschützengewehr niemals fehlte. Zuletzt, noch neu in den Reihen der Helden, eifrig bemüht der guten Sache zu dienen, Eilistraee
Doch alle einte eine Bestimmung, eine Queste. Vernichten wollten Sie mich und meine Brut. Die tapferen ungeborenen Naga, welche ich erschuf, ausbrütete und ermächtigte. Diese wollten sie töten. Das, das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Ich sammelte mich und bereitete mich auf den Kampf vor.
Paradraky wischte sich die Krümel des üppigen Kapitänsschmauses aus den Mundwinkeln. Dieser gigantische Tintenfisch war der nächste Gegner auf dem Weg zu Aszhara. Und nicht nur war er gewaltig und tentakelig, nein er hatte auch noch riesige Zähne vor dem Auge. Was auch immer die da zu suchen hatten. Dieses eine Auge blickte sie an, tot wie ein Fisch. Keinerlei Intelligenz schimmerte im Blick der Kreatur. „Seid ihr bereit?“, rief Sasinchen in diesem Moment und jeder der anwesenden Streiter nickte zustimmend.
„Angriff in Drei, Zwei, Eins, JETZT!“, brüllte Sasinchen und sprang mit einem gewaltigen Satz auf Orgozoa zu. Dieser reagierte mit einem Stich ins Herz des Tanks und nur den flinken Reflexen der Heiler war es zu verdanken, dass dieser nicht starb.
Verdammt, diese Wesen waren raffiniert. Ich stach sie und wartete darauf, dass ich sie paralysieren konnte, aber immer wenn ich kurz vor dem finalen Schlag war, rannte der eine davon und der andere griff mich an. Dazu kamen die Angriffe der restlichen Gruppe. Ich hatte genug und rief meine Zoatroiden. Ich würde sie ermächtigen und dann konnten sie die Angreifer vernichten. Doch als sie kamen, lockte einer der Nahkämpfer die etwas trotteligen Kreaturen aus der Reichweite meines Buffs heraus. Natürlich fielen sie dann wie die Fliegen. So hatte der Kampf keinen Sinn. Ich flog durch die Häutungsbrutstätte und in die Nagakammer. Dort würde ich alle Naga wecken und mit dieser Übermacht im Rücken jeden dieser unsäglichen Feinde vernichten. Während ich so „Gewaltiger Inkubator“ wirkte, kamen die frechen Dinger mir hinterhergelaufen und griffen mich wieder an. Mist. Nun ein paar Naga konnte ich wecken, aber das waren nur wenige und nicht die ganze Macht der Truppen Aszharas. Ich sah das Ende kommen. Ja, da fielen meine Verbündeten. Eine schwere Wunde reihte sich an die Nächste und langsam verließ mich die Kraft. Da kam er, der Tod. War er das Ende? Oder erwartete mich auf der anderen Seite ein stilles, seichtes, warmes Meer, in welchem ich schwimmen konnte? Es wurde schwarz.
Sasinchen zog die Gleve aus dem noch zuckenden Körper Orgozoas und wischte die Klinge sauber. Paradraky trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Rücken.
„Wir taten was notwendig war“, meinte sie.
„Ich weiß“, antwortete sie. „Es hat einen guten Kampf geliefert. Leider war es zu dumm um zu erkennen, dass es auf der falschen Seite steht.“
Paradraky nickte nachdenklich und blickte dem Zoatroid ins Auge. Es fixierte sie und brach dann, wurde blicklos. Der Tod hatte es ereilt. „Ja, wahrlich ein dummes Ding. Noch etwas, wofür Aszhara bezahlen wird.“
In diesem Moment kam Kassandra angerannt. „Hey, Calamari!“, rief sie.
Und so und nicht anders hatte es sich an diesem Tage, an diesem Orte, im Ewigen Palast, Aszharas Heimstätte, zugetragen. Die mächtigen und mutigen Streiter des Phönixordens hatten eine weitere abscheuliche Kreatur, einen weiteren Diener Aszharas und des alten Gottes N’zoth, vernichtet. Es wurde überliefert, dass Orgozoa nach einem harten Kampf den Weg ins Land der ewigen Schatten angetreten hat, während die Helden weiter auf ihrem Weg zu Aszhara, zu Ruhm und Glorie, dahin schritten. Es erwartete sie der Hofstaat der Königin. Auch wenn dieser an diesem Tage nicht mehr bezwungen werden konnte. Sasinchen, Nanao, Hotnetfix, Lahja, Paradraky, Teva, Andramus, Dialektikus, Enthar, Eilistraee, Kassandra, Livh und Ruyven würden wiederkehren und der Finsternis ein für alle Mal ein Ende setzen.
Ende
Euer Basti/ Paradraky
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